Der Rathausplatz

Reges Treiben, schöne Shops und der Duft von frisch geröstetem Kaffee

© Foto: Franz Gleiß

Wenn Sie sich in der Mitte der Fußgängerzone inmitten der Kaufhäuser und Gastronomiebetriebe befinden und auf das Stift Melk blicken, befinden Sie sich am Rathausplatz.

Von hier aus erreichen Sie sternförmig viele weitere Sehenswürdigkeiten. Noch bis zum Ende des zweiten Weltkriegs befand sich hier die Hauptverkehrsader von Loosdorf kommend Richtung Donau.

1722 schenkte Abt Berthold Dietmayr den 1687 für den Prälatenhof des Stifts geschaffenen Kolomanibrunnen dem Markt. Auf einer Säule aus vier wasserspeienden Delphinen steht der Heilige Koloman mit Stab und Pilgerhut. Der irische Königssohn wurde auf der Pilgerreise nach Jerusalem bei Stockerau als Spion verdächtigt und an einem Holunderstrauch erhängt. Die Babenberger holten seinen unverwesten Leichnam am 13. Oktober 1014 in ihre Residenz Melk. Bis heute findet an diesem Tag der Kolomanikirtag statt.

Rathaus

Im Mittelalter befanden sich hier ein Schankhaus und eine Fleischbank. Nach zwei Bränden überließ der Abt 1575 das Grundstück den Bürgern für den Bau des Rauthauses. Die barocke Fassade wurde nach dem Stadtbrand von 1847 stark erneuert. Auf dem "Wehrtor" aus der Zeit des Ersten Weltkrieges haben sich Spender an den "Witwen- und Waisenfonds" mit Nägeln und Kupferplättchen verewigt. Links daneben  befindet sich die Büste von Abt Alexander Karl (1875-1909), der die Stadt besonders förderte.

Richter, Rat und Bürgerschaft

Das Verhältnis zwischen dem Markt und dem Stift, das Grundherr und Obrigkeit war, war häufig gespannt. Jedes Jahr bestimmten die Bürger ihren Richter und die Ratsherren, die vom Abt in einer aufwändigen Zeremonie eingesetzt wurden. Der Richter bekam die niedere Gerichtsbarkeit übertragen und wurde auf den Richterstab vereidigt. Außerdem wurde bei diesem Anlass das schriftlich festgelegte Gewohnheitsrecht (Banntaiding) verlesen.

Häufig übertrug der Abt dem Marktgericht auch Landgerichtsfälle, bei denen die Todesstrafe verhängt werden konnte. Der Galgen befand sich auf dem "Kronbichl" außerhalb der Stadt, der Pranger - Strafplatz der niederen Gerichtsbarkeit - auf dem Rathausplatz.

Richter und Rat hatten zahlreiche Aufgaben zu bewältigen: die Reinhaltung der Brunnen und der Ortsbäche, die Ableitung der Abwässer, die Errichtung, Instandhaltung und Verteidigung der Mauern, die Organisation der Sicherheit bei den Toren und in der Nacht, die Abhaltung der Wochen- und Jahrmärkte, die Überprüfung der Maße und Gewichte, die Einhebung diverser Abgaben und vieles mehr.